UEF 421
In Zeiten, als die meisten Reisezugwagen nur mit Dampf beheizbar waren, gab es auf elektrifizierten Strecken in der kalten Jahreszeit ein Problem: elektrische Lokomotiven haben keine Möglichkeit, den für die Zugheizung benötigten Dampf zu erzeugen. Damit die Fahrgäste nicht frieren müssen wurden sogenannte Heizwagen eingesetzt. Aber auch in langen Dampfgeführten Reisezügen kamen diese Wagen zum Einsatz, um Kessel und Vorräte der Lokomotiven zu schonen. In den späteren Jahren wurden die Reisezugwagen umgerüstet - und konnten sowohl mit Dampf als auch elektrisch beheizt werden.
Auch nach dem Ende der Dampflokzeit war das Thema Dampfheizung noch lange nicht erledigt, denn die Diesellokomotiven für den Reisezugdienst bekamen einen Dampferzeuger für die Heizung. (Das ist aber seit einiger Zeit vorbei. Alle im Reisezugdienst befindlichen Dieselloks können mittlerweile elektrisch heizen.)
Neben dem historischen Wert, den unser Heizwagen besitzt, gibt es auch noch einen ganz praktischen: Schwerölgefeuerte Dampflokomotiven (z. B. die Schnellzuglokomotiven der UEF) benötigen zum Anheizen Fremddampf, da das schwere Heizöl bei Zimmertemperatur zäh wie Honig ist, also relativ ungeeignet. Dieses wird normalerweise mit dem Dampf einer anderen Dampflokomotive -oder praktischerweise und viel kostengünstiger mit einem Heizwagen- auf die erforderliche Temperatur gebracht.
Im Frühjar 2004 kam noch ein zweiter Nutzen hinzu: eine Reihe kurzfristig bestellter Sonderzüge im doch noch recht kalten März. Unsere Dampflok befand sich zu diesem Zeitpunkt in der Winterwartung - also wurde Dieseltraktion vorgesehen. Die Diesellokomotiven der AVG sind jedoch nur für den Güterzugdienst vorgesehen und haben demnach keinen Dampferzeuger. Also wurde der ohnehin in Aufarbeitung befindliche Heizwagen beschleunigt fertig gestellt und bekam gerade noch rechtzeitig zum Termin eine TÜV-Abnahme des Kessels. So ist seit dem 6. März 2004 seit langer Zeit erstmals in Deutschland wieder ein Heizwagen mit Dampfkessel betriebsfähig!
Der Wagen stammt von der ehemaligen DR der DDR und hatte dort die RIC konforme Computer - Nummer 57 50 99-68 173-7. Den alten Anschriften nach war die letzte Heimatdienststelle das Bw Gotha, der Wagen diente dem MfS als strategische Reserve. Leider ist die alte DRG - Nummer nicht mehr ermittelbar. Die üblicherweise im rechten Einstieg am Rahmen eingeschlagene Fahrzeugnummer ist nicht mehr vorhanden.
Diese Heizwagen sind ab etwa 1931 bis 1943 als Austausch für alte zwei und dreiachsige Heizwagen aus der Länderbahnzeit einheitlich gebaut worden. Unser Wagen ist vermutlich aus dem Jahr 1943, da der Kessel aus diesem Jahr stammt. Zudem sind die Drehgestelle, Bauart Görlitz III schwer / SZ 220, schon mit geschweißtem Drehgestellrahmen ausgeführt, welcher eigentlich erst an Schürzenspeisewagen mit Görlitz III schwer und vierter Federung Verwendung fand (also erst ab ca. 1938). Diese Merkmale lassen auf das Baujahr 1943 zurückschließen.
Der Wagen ist nach den einheitlichen Grundsätzen der Gruppe 36 - Wagen gebaut, gerundetes Dach, geschweißter Wagenkasten. Er diente im In- und Auslandsverkehr für die Wagenheizung bei elektrischer Traktion oder wenn die Heizleistung der Lok bei langen Zügen nicht mehr ausreichte. Da der Wagen meistens in der Zugmitte eingestellt war, wurde der Fahrgastwechsel durch einen Seitengang am Kessel vorbeigeleitet, so dass der Fahrgast von der Heiztätigkeit der Personale nichts zu sehen bekam.
Technische Daten - Heizwagen | |
Betriebsnummer | UEF 421 |
Bauart, Herkunft | ex DR 57 50 99-68 173-7 |
Länge über Puffer | 17.100 mm |
Wagenkastenlänge | 15.800 mm |
Wagenkastenbreite | 2944 mm |
Dach-/Kaminoberkante über SO | 3933 mm/4350 mm |
Achsstand gesamt | 13.300 mm |
Achsstand Drehgestell | 3.600 mm |
Abstand d. Drehzapfen | 9.700 mm |
Türen je Seite | 2 |
Kohle | 4,5 t |
Wasser | 15m3 |
Sitzplätze | - |
Eigengewicht | - t |
Bremse | KKs-Bremse |
Heizung | - |
Musterzeichnung | - |
Erstes Lieferjahr | - |
Höchstgeschwindigkeit | 140 km/h |
Hersteller | - |
Nummernreihe | - |
Status | im Einsatz |
75 80 8943 001-4 |