Zur Zeit des Dampfbetriebes gab es an vielen Betriebsstellen der Eisenbahn Drehscheiben, meist für Schlepptender-Dampflokomotiven. Diese waren so konstruiert, dass sie "Kessel voraus" die besten Laufeigenschaften hatten und so ihre zulässige Höchstgeschwindigkeit ausfahren konnten. "Tender voraus" gilt wegen schlechterer Laufeigenschaften eine verminderte zulässige Höchstgeschwindigkeit. Elektro- und Diesellokomotiven dürfen in beide Richtungen gleich schnell fahren - und benötigen keine Drehscheibe mehr.
Neben der Funktion, Lokomotiven drehen zu können, war oft direkt an den Drehscheiben ein Ringlokschuppen angeordnet, bei dem mit der Drehscheibe jeder Schuppenstand bedient werden konnte. Damit konnten auch komplizierte Weichenverbindungen vermieden werden.
Die Drehscheibe in Karlsruhe ist auch lange nach der Dampflokzeit durch glückliche Umstände erhalten geblieben. Für das örtliche Wagen-Betriebswerk wurde die Drehscheibe von Zeit zu Zeit genutzt, um auf ihr Wagen in "die richtige" Richtung für die Wartung drehen zu können. Aber auch das ist schon lange "Geschichte".
Seit dem Jahre 2009 ist die Drehscheibe im Bw Karlsruhe im Eigentum der UEF Verkehrsgesellschaft mbH und wird durch die UEF Sektion Dampfnostalgie Karlsruhe betreut.
Die Drehscheibe ist betriebsfähig, der Betrieb ist jedoch aktuell nur per Hand möglich. Hierzu werden mindestens zwei kräftige Aktive benötigt, um zum Beispiel die Dampflokomotive 58 311 zu drehen. Zwar kann das auch als gute Fitness-Einheit für vier "gewöhnliche" Aktive gezählt werden - dafür ist aber oft weder die Zeit noch das Personal vorhanden. Bei vergangenen Plandampf-Veranstaltungen in der Pfalz - aber auch für einzelne andere Dampflokeinsätze hat die Drehscheibe schon sehr wertvolle Dienste geleistet - und ist somit eine wertvolle Infrastruktur für auch zukünftigen Dampflok-Einsatz.
Um zukünftig den Betrieb zu erleichtern und die Drehscheibe auch für andere Vereine und Verkehrsunternehmen zur Verfügung zu stellen, planen wir den noch vorhandenen Motor wieder anzuschließen. Jedoch ist es mit ein paar Kabel anschließen nicht getan, sondern es sind noch viele weitere Arbeiten erforderlich, damit die Drehscheibe wieder voll funktionsfähig ist.
Wir haben hier ein paar Daten zur Drehscheibe sowie die erforderlichen Arbeiten aufgelistet. Wer sich hier akitv einbringen möchte, kann sich gerne per Mail an
Technische Daten:
- Baujahr: etwa 1939
- Tragkraft: 1.880 kN; entspricht Baureihe 01 mit Tender
- Durchmesser der Scheibe: 21,874 Meter
- Art der Gründung: Brückenbaken auf/in Schotterbett
erforderliche Arbeiten:
- Korrosionsschutz erneuern
- Drehscheibe lackieren
- Reinigung Schaltwerk
- Verlegung Kabel
- Stromzähler setzen