"Was für eine Dreckschleuder....!"
So oder so ähnlich hört man immer wieder Leute rufen, wenn sie eine Dampflok sehen. Das Thema "Umwelt und Emissionen" hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Vor wenigen Jahrzehnten war der Anblick von rauchenden Schornsteinen, sei es bei der Industrie, bei der Bahn oder eben einfach nur der Kamin zu Hause, einfach selbstverständlich. Dies hat sich bis heute zum Glück stark gewandelt. Gerade aus diesem Grund rücken "qualmende" Dampflokomotiven immer mehr in den Fokus. Eines vorneweg: Eine Dampflok mit ihrem schlechten Wirkungsgrad wird niemals emissionsärmer als moderne Lokomotiven sein. Auch wir können kein Wunder vollbringen. |
Was wird verfeuert:
Da unsere Lokomotiven nicht täglich in Betrieb sind, muss vor den meisten Fahrten die Lok angeheizt werden. Dies geschieht zunächst durch ein Holzfeuer. Wir verwenden dabei ausschließlich sauberes und trockenes Holz. Nicht nur um die Emissionen gering zu halten, sondern um auch den Kessel zu schonen. Feuchtes oder schlechtes Holz würde die Heizrohre (über deren Oberfläche wird ein Großteil des Kesselwassers erhitzt) sowie Bestandteile der Rauchkammer wie z.B. den Funkenfänger verschmutzen, was wiederum eine Verschlechterung der Heizleistung zur Folge hätte. Des Weiteren wird der Kessel mit einem Holzfeuer auch sehr langsam aufgeheizt, um Wärmespannungen im Kesselmaterial zu vermeiden, welche den Kessel vorzeitig verschleißen würden. Daher bleibt auch das Holzfeuer eher überschaubar und wird nicht als "Höllenfeuer" ausgelegt. Sobald der Kessel ca. 1 - 2 bar Druck hat, kann der dampfbetriebene sog. Hilfsbläser der Lokomotive genutzt werden. Dieser bewirkt in der Feuerkiste, in den Rauchrohren sowie in der Rauchkammer einen Unterdruck, wodurch zusätzliche Frischluft dem Feuer zugeführt wird. Dies wiederum ist die Voraussetzung dafür, mit dem Verfeuern von Kohle beginnen zu können, da diese beim Anbrennen eine deutlich größere Sauerstoffmenge benötigt.
Warum qualmt die Lok ab und an:
Ganz grundsätzlich: Nicht alles was man sieht ist umweltschädlicher Qualm. Da die Dampfmaschine neben den Rauchgasen aus dem Feuer auch ihren Abdampf durch den Schornstein ausstößt, sieht dies oftmals sehr spektakulär aus (vor allem bei kälterem Wetter) und man könnte denken, da käme jede Menge Dreck raus. Dabei ist dies zum größten Teil harmloser Wasserdampf (siehe z.B. Bild rechts oben).
Theoretisch ist es möglich, eine Dampflokomotive nahezu qualmfrei zu betreiben. Ob sie dennoch qualmt hängt von vielen Faktoren ab:
- Um die Lok so qualmfrei wie möglich zu betreiben, hängt zum Großteil vom Können des Heizers ab. Wie oft und wie viel Kohle wird nachgelegt, wird die Kohle gleichmäßig verteilt so dass es keine Stellen gibt bei denen kaum Sauerstoff ankommt, wird vorrauschauend geheizt damit das Feuer bei Beginn einer Steigungsstrecke oder Erreichen eines Bahnhofs bereits gut durchgebrannt ist, usw.
- Ebenso spielen die Wetterbedingungen eine wesentliche Rolle, da beispielsweise nasskalte Witterung negative Auswirkungen auf den natürlichen Saugzug im Kessel hat, weshalb die Abgase nicht schnell und als dünne Rauchfahne in die Höhe steigen, sondern sich kurz nach Verlassen des Kamins nach allen Seiten hin ausbreiten und ggf. wieder zu Boden sinken.
- Wird die Wartung der Lok gut durchgeführt: Sind die Heizrohre, durch die die Rauchgase strömen sauber? Wird der Funkenfänger regelmäßig gereinigt? sind die Roststäbe, auf denen das Feuer brennt in der richtigen Position? Ist der Hilfsbläser in Ordnung? usw.
- Einer der Hauptfaktoren ist die Eigenschaft der verwendeten Kohle bzw. ihre chemische Zusammensetzung, auf die wir im nächsten Abschnitt eingehen.
Dampflokomotivkohle:
Ein sehr großes Problem ist inzwischen, dass die früher für Dampfloks verwendeten optimalen Kohlesorten auf dem Markt nicht mehr angeboten werden. Ganz einfach, weil die verbliebenen heutigen Hauptabnehmer von Kohle (Montanindustrie, Kraftwerke) ganz andere Anforderungen an die Kohle stellen. Daher müssen wir Kompromisse eingehen und Kohle verwenden, die nicht unbedingt ideal für Dampflokomotiven ist. Alternative Brennstoffe zur Kohle mit einem ausreichenden Energiegehalt für die Bedürfnisse einer Dampflokomotive stehen derzeit nicht zur Verfügung.
Für weitere Informationen hierzu können wir auf folgenden Link des Museumseisenbahnen-Dachverbandes VDMT verweisen, der dieses Thema genauer verdeutlicht: Kohlequalität und Dampflokemissionen
Emissionen:
Auch wenn der Wirkungsgrad einer Dampflokomotive im Verhältnis zu modernen E-Loks nur sehr bescheiden ist, kann ein voll besetzter Dampfzug sich immer noch mit einem schwach besetzten PKW messen. Die Verfeuerung von Kohle, insbesondere wenn die Verbrennung nicht ganz optimal ist, zieht die Umweltbilanz natürlich nach unten. Aber was tritt denn nun aus dem Kamin aus?
- Gasförmige Emissionen in Form von Schwefeldioxide SO2 und Kohlenwasserstoffe CnHm unterschiedlichster Zusammensetzung (=Qualm)
- Grus- und Rußemissionen
- Asche und Lösche (Lösche=Flugkoks).
- Zu den nicht-gasförmigen Emissionen, also den Partikelemissionen ist es wichtig zu erwähnen, dass diese zu dem aktuell immer wieder zur Diskussion führendem Feinstaub nicht dazugerechnet werden können. Die ausgestoßenen Partikel sind alle größer 30 µm. Gesundheitsgefährdend sind die Partikel jedoch erst, wenn sie kleiner als 15 µm sind, da größere Partikel von den Schleimhäuten absorbiert werden und dann ausgeschnäuzt werden können.
Unsere Dampflokomotiven emittieren somit keinen Feinstaub!
Wir hoffen, wir konnten Ihnen einen kleinen Einblick in dieses durchaus komplexe Thema geben. Es wäre schön wenn wir Ihr Verständnis finden könnten, auch wenn die Dampflok aus welchen Gründen auch mal etwas mehr qualmt als vorgesehen.
Uns ist durchaus bewusst, dass nicht alle Anlieger an der Strecke sich dem Anblick einer Dampflok erfreuen, sondern vielleicht eher der Unmut ob des Qualmes überwiegt. Bei all den Diskussionen sollte man aber nicht vergessen, dass Dampflokomotiven verhältnismäßig selten betrieben werden und somit nur einen verschwindend kleinen Beitrag zur Umweltverschmutzung leisten. Durch unser Ehrenamt bewahren wir als Verein wichtige Zeugnisse der Eisenbahngeschichte. Nicht, indem wir kalte Exponate in Museen zeigen, sondern indem wir diese auch voll funktionstüchtig "lebendig" der Nachwelt erhalten. Und nicht zuletzt leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Fremdenverkehr, wo immer wir unterwegs sind.
Wir möchten auch an dieser Stelle um Entschuldigung bitten, falls es doch mal etwas mehr qualmen sollte. Mögliche Gründe haben wir bereits oben genannt und letztendlich gilt auch bei uns "Nobody is perfect".
Wenn Sie nähere Fragen haben oder sich vielleicht das Ganze auch mal aus der Nähe anschauen möchten, können Sie sich gerne an uns wenden.
Dieser Text basiert auf Informationen, die unsere Kollegen vom © DGEG Eisenbahnmuseum Neustadt/Wstr. zusammen getragen haben. Veröffentlichung mit freundlicher Erlaubnis.