Foto von Thomas Kunhäuser |
Status: in Betrieb
Die Lokomotive 58 311 der Ulmer Eisenbahnfreunde ist eine der "echten Raritäten" unter den in Deutschland erhalten gebliebenen Dampflokomotiven.
Die Baureihe (BR) 58 entstand 1917 aus den Erfahrungen des 1.Weltkrieges heraus auf Druck der Heeresverwaltung, die aus Gründen der Ersatzteilhaltung unter Kriegsbedingungen eine von allen Bahnverwaltungen gemeinsam in großer Stückzahl zu beschaffende Lok forderte. Nach einem Entwurf von Henschel wurden schließlich bis Kriegsende noch knapp 200 Stk. der bulligen 1´Eh3-Maschinen gebaut, denen in den folgenden Jahren noch weitere 1200 Lokomotiven folgten. Insgesamt beschafften die badischen, sächsischen, württembergischen und preußischen Staatsbahnen zusammen 1.345 Lokomotiven vom Typ G12.
Die Lokomotive 58 311 wurde 1921 von der Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe unter der Fabriknummer 2153 gebaut. Bis 1942 war sie hauptsächlich im BW Karlsruhe Rbf stationiert, kam aber dann, mit zusätzlichem Frostschutz versehen, zum Kriegseinsatz nach Oberschlesien beim BW Groschowitz. Nach einigen Irrfahrten wurde die Lok 1946 in Senftenberg wieder in Betrieb genommen und im BW Reichenbach/Vogtland einer "Gesundungs-L0" unterzogen, mit der die ärgsten Unterhaltungsmängel behoben wurden.
Nach Gastspielen in Werdau, Zwickau, Gera und Greiz kam die Lok 1960 zum BW Karl-Marx-Stadt/Hilbertsdorf, wo sie bis 1973 eingesetz war. Die letzte Stationierung der inzwischen als 58 1111-2 umgezeichneten Lokomotive war bis 1977 das BW Aue.
Am 19.03.1977 erreichte 58 311 als Zuglok eines Güterzuges die damalige deutsch-deutsche Grenze und anschließend als Lz-Fahrt (Bilder dazu siehe rechte Spalte, Sammlung Saarbourg) das Dampflokmuseum (DDM) in Neuenmarkt-Wirsberg, wo sie bis zum Verkauf an die UEF im Jahre 1984 als nicht-betriebsfähiges Ausstellungsstück zu sehen war.
Nach erfolgter Hauptuntersuchung konnte die Lok am 8. Juni 1985 bereits wieder zugelassen werden und kam bei den Fahrzeugparaden der DB zum 150-jährigen Jubiläum erstmals wieder vor großem Publikum zum Einsatz. Im Winter 1992/93 stand die Lok zur Fahrwerks-Hauptuntersuchung an, die im RAW Meiningen durchgeführt wurde. Seitdem war 58 311 bis zum Ablauf der Kesselfrist im Januar 2001 bei zahlreichen Sonderfahrten in ganz Deutschland, Frankreich und der Schweiz im Einsatz zu bewundern.
Vom 3. Juni 2006 bis Januar 2017 war diese Lokomotive nach langer und aufwändiger Hauptuntersuchung wieder betriebsbereit und fuhr unzählige Kilometer für die Sektion Dampfnostalgie Karlsruhe und andere Vereine.
Seit 2018 befindet sich die Lok nach erfolgreicher Hauptuntersuchung wieder in Betrieb.
Erhaltene Lokomotiven der BR 58
Bedingt durch die frühe Ausmusterung im Westen sind nur wenige Exemplare der BR 58 erhalten geblieben:
58 261 rollfähig, DB-Traditionslokomotive in Chemnitz-Hilbertsdorf, seit 1976 außer Betrieb
58 311 betriebsfähig, Ulmer Eisenbahnfreunde
58 1226 hinterstellt in Ljubljana (Slowenien), nicht betriebsfähig (JZ 36-13)
58 1297 Wolsztyn, Polen (Ty1-76)
58 1376 Dupnitza (BDZ 13.20)
58 1616 ex Dampfspender, schlechter Zustand, viele Teile fehlen, Standort Hermeskeil
58 2505 Karsznice (Ty23-273, Breitspur)
58 2563 Chabowka (Ty23-104)
58 2729 im Museum in Jaworzyna Slaska (Ty23-145)
58 3047 Glauchau (Reko)
58 3049 Schwarzenberg (Reko)
58 311 ist damit die einzige betriebsfähig erhalten gebliebene Lokomotive ihrer Baureihe und wohl auch die einzige Lok, deren technischer Zustand einen langfristigen Betrieb ermöglichen kann. Sie ist noch weitgehend "original" im Reichsbahnzustand der 20er Jahre.
Technische Daten 58 311 | |
Baujahr | 1921, Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe |
Bauart | 1´Eh3 |
Treib- und Kuppelraddurchmesser | 1.400 mm |
Laufraddurchmesser | 1.000 mm |
Leistung | 1.540 PSi |
Höchstgeschwindigkeit | 65 km/h |
Länge über Puffer | 18.495 mm |
Gewicht dienstbereite Lok | 95,7 Tonnen (ohne Tender) |
90 80 0058 311-6 |